Mittwoch, 8. September 2010

Zwei Tage im Krankenhaus

Es gibt doch nochmal ein Hallo aus Kamerun,

da wir heute relativ frueh aus dem Krankenhaus gegangen sind habe ich etwas Zeit euch die Eindruecke der letzten zwei Tage zu schildern.

Am Dienstag trafen wir uns um 8 Uhr mit Georges und fuhren ins Hopital central. Da Maren natuerlich in die Chirurgie mochte lieferten wir sie erstmal dort ab. Eva und ich, wir wollten gern in der Paediatrie arbeiten, weshalb Georges danach mit uns in das nebenan gelegene Kinderkrankenhaus, namens "Fondation Chantal Biya", gegangan ist.

Darueber gibt es eine fuer uns unverstaendliche Geschichte zu erzaehlen. Frueher hatte der Praesident, Paul Biya, eine Kinderkrankenschwester als Frau. Sie arbeitete, wenn sie Zeit hatte, ehrenamtlich in dieser damals noch sehr kleinen Klinik. Dadurch wuchs die Klinik schnell und bekam irgendwann den Namen ihrer Wohltaeterin.
Soweit so gut.
1992 starb die First Lady allerdings, woraufhin ihr verwitweter Ehemann sich eine neue Frau, namens Chantal, nahm. Wer gut aufgepasst hat erkennt schon den "Witz" der Geschichte. Denn heute hat das Kinderkrankenhaus den Namen der aktuellen Ehefrau, obwohl diese gar nichts mit Kindern zu tun hat. Der Name seiner ehemaligen Wohltaeterin wurde einfach durch den der neuen Frau ersetzt.
Zur Verteidigung der Kameruner muss ich dazu sagen, dass es auch hier einige gibt, die diesen Schritt nicht verstehen koennen.

Zurueck in die Gegenwart. Da es sich dabei um ein anderes Krankenhaus handelt mussten wir erstmal gut zwei Stunden Papierkram erledigen. Ich brauche sicher nicht erwaehnen, dass es sich bei dem Papierkram um einen fuenfzeiligen Kurzbrief mit Stempel und Unterschrift handelte. Wenn wir hier eins gelernt haben, dann: Nur keine Eile!!! Dann durften wir in der Notaufnahme mitarbeiten.

Heute gegen Mittag gingen Eva und ich mit einem befreundeten Paediater (wir haben ihn auf einer Kampagne schon vor drei Wochen kennen gelernt) in die Neonatologie. Hier untersuchten wir die neuen kameruner Erdenbuerger, die in den letzten 48 Stunden das Licht der Welt erblickt haben. Da es bei den paar Stunden alten Babys keine Anamnese zu machen gibt und wegen des Kurses, den wir letztes Semester besucht haben, waren wir hier in unserem Element (zumindest ich) und konnten die Untersuchungen vollkommen allein durchfuehren. Patrick, der Kinderarzt, war davon auch ziemlich angetan, machte es sich auf seinem Stuhl bequem und erledigte den Papierkram. Unter dem Dutzend Kinder, das ich untersuchte, konnte ich drei finden, die weiterer Abklaerung beduerfen.
Ein Maedchen mit einer nicht weiter definierbaren erdnussgrossen roten Zyste im Mundraum. Die gehoert da offensichtlich nicht hin.
Bei einem kleinen Jungen konnte ich nur einen Hoden tasten, der dazu noch viel zu klein ist. Hier muss mit Ultraschall geschaut werden, ob es einen zweiten gibt und wo dieser ist. Wenn dieser, sofern er ueberhaupt vorhanden ist, nicht noch selbst an die richtige Stelle wandert, muss man ihn operativ versetzen.
Als drittes ein Maedchen mit Atemproblemen. Fuer mich der schwierigste Fall, da die Kleine permanent geschrien hat und man so die Lunge kaum abhoeren konnte.

Soweit gibt es sonst nichts mehr zu berichten. Ob wir morgen nochmal ins Krankenhaus gehen steht noch nicht fest, da der Ramadan endet, weshalb der Tag ein Feiertag ist und im Krankenhaus deshalb nicht viel stattfinden wird. Genaueres werden wir jetzt mit Georges besprechen.

Morgen werde ich den Post, sofern nicht dazwischen kommt, noch durch ein paar Bilder ergaenzen. Also schaut unbedingt nochmal rein.

Liebe Gruesse
Julian

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